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Das Barell-Gut in Oberhofen, ein Diskurs im Klösterli
In einer Senke am Hang, weit über dem Seespiegel erstreckt sich ein für die Anwohner wertvoller Landschaftsraum entlang der Aebnitstrasse, das Barell-Gut.
Die Dörfer – mit ihrem subtilen, über jahrhunderte gewachsenen Geflecht aus Bauten und Freiräumen – wurden mit dem neuen Raumplaungsgesetz (RPG) zur Bauzone erklärt.
Als Antwort auf die fortschreitende Zersiedelung und zum Schutz des Lebensraumes verlangt das neue Raumplanungsgesetz ein Umdenken. Im Fokus; der Freiraum im Siedlungsgebiet.
In Oberhofen trafen wir auf Menschen, die gegenüber einer geplanten Überbauung auf dem Barell-Gut lautstark ihr Unbehagen äussern. Deren Dimension scheint die Umgebung und ihren Landschaftsraum zu erdrücken. Ortsansässige sorgen sich um die Zukunft ihrer Heimat.
Wir folgten dem Aufruf, uns mit der baukulturellen Geschichte des Dorfes zu befassen, um gewachsene Qualitäten zu erkennen. Ebenso wichtig war die politische Ausgangslage und ein Projektierungsverfahren der Gemeinde das in der Kritik steht. Der Ort ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) inventarisiert. Welche Verantwortung trägt die Gemeinde in diesem Fall?
Der Verein Barell-Gut organisierte unter dem Titel «Zukunftsmusik» einen Informationsabend mit anschliessendem Diskurs für die lokale Bevölkerung. In unserem fachlichen Vortrag schlugen wir Brücken vom Raumplanungsgesetz zum Gartenzaun. Unser Ziel; die Bevölkerung und das Gemeindewesen auf die Fragen der bevorstehenden Verdichtung sensibilisieren. Im Umgang mit den Ressourcen Bauland, Landschaft und Umwelt hoffen wir eine Grundlage zu legen für sinnvolle Entscheide in der Zukunft.
Es galt die Beobachtungen zu Kartieren. Der Szenenplan ist ein Instrument, um die gewonnenen Erkenntnisse im übergeordneten Kontext zu betrachten. In welchen Verhältnissen stehen die Räume zueinander und welche Einflüsse haben sie aufeinander?
Das Augenmerk gilt der Bedeutung des öffentlichen Raumes. Wie prägt er das Leben der Menschen? Wo sind die Grenzen zwischen dem Öffentlichen, dem Halböffentlichen, dem Halbprivaten und dem privaten Raum?
Die Auseinandersetzung mit Dorfstrukturen führt uns zu den elementaren Fragen des menschlichen Zusammenlebens, zu Identität, Zugehörigkeit und «Heimat».
Die Qualität der Räume steht im engen Zusammenhang mit deren Ausrichtung, deren Abgrenzung, den Übergängen und den eingesetzten Materialien. Erst durch «Inbeziehungsetzung» von Raum, Nutzung und menschlicher Verantwortung entsteht ein wertvoller – vom Menschen geschätzter – dörflicher Charakter.
Heimat bedeutet für uns Zugehörigkeit, Zugehörigkeit bedeutet Identität und Identität entsteht durch Beziehungen. Die räumlichen Beziehungen – zwischen öffentlichem Raum (rot), Landschaftsraum (grün), bebautem Raum (schwarz) und atmospährischen Raumelementen (blau) – öffnen ein Spannungsfeld, arbeiten mit Differenzen, Harmonien und schaffen Orte, die Emotionen auslösen.
« Wir wollen genauer hinsehen um kulturelle Vielfalt zu fördern.
So leisten wir Widerstand gegen wachsende Uniformität. »
Ort: Oberhofen am Thunersee (BE), Schweiz
Typ: Öffentlichkeitsarbeit, Informationsanlass
Koordination mit: Verein Barell-Gut, Stadtlabor Thun, Wolfgang Hauzenberger
Mitarbeit: Lorea Schönenberger, Jürg Bührer, Nicola Toscano
Zeithorizont: Mai - Sept 2020
Hochparterre | Mai 2020 | «Widerstand für das Barell-Gut »
Jungfrauzeitung | September 2020 | «Diskussion um grünes Barell-Gut eröffnet»